Liebe dich selbst!

Das größte und wichtigste Gebot besagt, dass wir Gott von ganzem Herzen und mit unserer ganzen Kraft lieben sollen und unseren Nächsten wie uns selbst!1 Die Bibel macht es deutlich, dass insbesondere die Nächstenliebe ein Ausdruck ist für die Liebe zu Gott.2 Deswegen sagt Jesus auch, dass der Umgang mit unseren Mitmenschen, den Umgang mit ihm widerspiegelt. Wenn wir jemandem verpflegen, Nahrung geben, Geld spenden, unser Ohr leihen, Zuspruch leisten oder anderweitig helfen, dann sieht er das so an, als hätten wir es an ihm getan.3 Er möchte uns damit sagen, dass der Umgang mit unseren Nächsten auch einen Umgang mit Gott beherbergt. Schließlich ist der Mensch nach seinem Bilde geschaffen. Wir sind für Gott seine Nächsten und er möchte, dass wir einander so begegnen, wie er mit uns umgeht.

Wir beide wissen, dass wir dieses Gebot der bedingungslosen und vollkommenen Liebe verfehlen.4 Ich kann von mir aussagen, dass es sehr herausfordernd ist anderen Menschen so zu begegnen, wie Gott mir begegnet. Dafür muss ich nämlich mein Leben von seiner Liebe zu mir verändern und prägen lassen. Diesen Prozess, welcher in der Bibel auch als Heiligung beschrieben wird, durchlaufe ich für den Rest meines Lebens, bis ich Gott mit meinen eigenen Augen sehen werde. 

Wir alle haben ein unvollkommenes Bild von Gott und unsere Erkenntnisse sind Stückwerk.5 Erst wenn wir Gott gegenüberstehen, wird das Stückwerk weggetan werden, denn dann wir werden Gott so sehen, wie er wirklich ist. Er wird uns mit seiner Herrlichkeit absolut überwältigen und unser Gottesbild mit seiner ganzheitlichen Wahrheit und Identität komplett erneuern und wiederherstellen. Wenn wir ihn so sehen werden, wie er wirklich ist, werden wir in dasselbe Bild verwandelt werden von Herrlichkeit zu Herrlichkeit.6

Bis dahin dürfen wir in der Nachfolge Jesu leben und unseren himmlischen Vater immer mehr kennenlernen. Und ob du es glaubst oder nicht, aber Gott möchte, dass du dich selbst liebst!

Ich habe mich sehr lange damit herumgequält mein Kreuz auf mich zu nehmen und mich selbst zu verleugnen. Nicht weil Gott mir dadurch das Leben schwer gemacht hat, sondern weil ich glaubte, dass ich mich selbst kasteien und knechten muss, um ein besserer Christ und Nachfolger Jesu zu sein. Natürlich habe ich mich selbst nicht ausgepeitscht oder dergleichen, doch die Art der Selbstkasteiung, in der ich gelebt habe, beruhte auf der seelischen Ebene. Alles, was mir wichtig und wertvoll erschien, wollte ich für Gott und sein Reich aufgeben. Alle meine Wünsche, Bedürfnisse und Sehnsüchte wollte ich ignorieren, unterdrücken und geradezu ausrotten. Das hat mich dann über die Zeit krank gemacht, seelisch, geistig und sogar körperlich. Meine Gottesbeziehung war alles andere als von Liebe geprägt, sondern viel mehr von Angst, Leistung und dem Wunsch ihm gerecht zu werden.7 Eines Tages habe ich diese Art Jesus nachzufolgen aufgegeben und zu Gott gesagt, dass ich das nicht mehr kann und auch nicht mehr will. Ich war absolut am Ende und zu der Zeit wäre es mir auch egal gewesen, wenn ich versehentlich von einem betrunkenen Autofahrer überfahren werde. 

Schuld waren unter anderem einige toxische Predigen und Andachten und mein leistungsorientierter Filter, mit dem ich die Welt wahrgenommen und bewertet habe. Natürlich hatten meine Prägung und mein Lebensstil auch einen großen Einfluss darauf, wie ich Gott und mich selbst sehe. Doch seitdem mir das alles bewusst ist, kann ich Heilung erleben.8 Ich darf immer und immer wieder neu von seiner Liebe kosten. Er führt mich tiefer und tiefer in seine Liebe und holt mich immer mehr an sein gütiges Vaterherz heran. Er möchte jeden Menschen zeigen, wie er wirklich ist und wie kostbar wir in seinen Augen sind.9

Alles begann damit, als ich erkannte, dass ich einem anderen Geist gehorcht habe, anstatt dem Heiligen Geist.10 Ich glaubte, dass Gott eine Abneigung mir gegenüber verspürt, wenn ich mich nach etwas sehnte oder wenn Bedürfnisse hochkamen, die nicht direkt mit „religiösen Dingen“ wie dem Bibellesen, dem Beten oder anderen „spirituellen“ Dingen in Verbindung standen. Ich dachte, dass er mir diese Schuldgefühle und das Gefühl der Unwürdigkeit gegeben hat. Doch das war er nicht, sondern ein religiöser Geist. 

Dieser religiöse Geist verursacht ein Haufen Unheil in dieser Welt, in den Gemeinden und unter den Kindern Gottes.11 Aus dem Grund möchte ich dir sagen, dass du zu deinen Bedürfnissen, Wünschen und Sehnsüchten stehen darfst, denn Gott tut das auch.12 Er ist es, der sie geschaffen hat und er ist es auch, der sie stillen möchte. Jesus hat nie gesagt, dass wir uns selbst hassen sollen, wenn wir ihm nachfolgen wollen! 

Ich habe sehr lange versucht, meinen Wunsch nach einer Frau zu bekämpfen. Ich dachte nämlich in meinem schwarz-weiß denken, dass ich Gott nicht ungeteilt lieben kann, wenn ich eine Frau an meiner Seite habe. Doch ich wünschte mir eine Frau von ganzem Herzen. In meinem leistungsorientierten Bild von Gott war kein Platz für meine Herzenswünsche. Gott sei Dank ist er besser, als ich von ihm dachte. Er schenkte mir eine Frau und offenbarte mir, dass er eine Beziehung zu mir will, die nicht von Angst oder Leistung geprägt ist, sondern von Liebe. Er möchte, dass ich mich von ihm lieben lasse und dass ich mich selbst liebe!

Ich darf auf mich achten, mich schätzen, meine Bedürfnisse äußern und darauf vertrauen, dass mein Herz in seinem Vaterherzen geborgen ist.13 Ich muss mich auch nicht mit anderen vergleichen und muss auch nicht jedem alles recht machen. Jesus selbst hat es nicht allen recht gemacht. Im Gegenteil! Er hat unzählige Menschen mit seinen Worten und Taten provoziert. Nicht, weil er die Menschen angreifen wollte, sondern weil manche Menschen mit der Wahrheit nicht umgehen können. „Wer mein Fleisch nicht isst und wer mein Blut nicht trinkt, der wird das ewige Leben nicht sehen. Wer aber mein Fleisch isst und mein Blut trinkt, der wird leben bis in alle Ewigkeit!“14 Wenn du das in der Bibel nachschlägst, dann wirst du sehen, dass sich einige Menschen aufgrund dieser Worte von Jesus abgewandt haben und das war vollkommen in Ordnung für ihn. Sein Wert hat er von Gott abhängig gemacht und nicht von den Menschen.

So möchte auch ich nicht so viel darauf geben, was andere über mich denken. Gott möchte, dass wir frei sind und wir können nicht in Freiheit leben, wenn wir nicht wir selbst sein können! 

Noch mal zurück zum zweiten Teil des wichtigsten Gebotes. Du sollst deinen Nächsten lieben, wie dich selbst! Was beinhaltet das denn nun? Die Liebe zu meinem Nächsten und die Liebe zu mir selbst. Ich trage Verantwortung für mein Verhalten und für meinen Umgang mit anderen und es spielt keine Rolle dabei, ob es meine Frau ist, ein enger Freund oder ein Fremder im Supermarkt.15 In Gottes Augen ist jeder Mensch wertvoll und liebenswert. Jesus geht sogar so weit und sagt: Segnet die, welche euch verfolgen und betet für die, welche euch verfluchen!16 Jesus macht uns deutlich, dass die Liebe sich gerade dann in ihrer Kraft und Herrlichkeit zeigt, wenn sie in den Augen anderer am wenigsten verdient wurde. Aber genauso ist Gott. Er liebt jene, welche es am wenigsten verdient haben.

Und weißt du was? Ich gehöre da dazu. Ich darf mir selbst mit genau derselben Liebe begegnen, mit der Gott mir begegnet und mit der ich anderen begegnen soll. Wir dürfen jene Liebe empfangen, welche wir nicht verdient haben. Ich darf geduldig zu mir sein, sanftmütig, gnädig, ich darf mir vergeben und ich darf Freude an meiner Person haben. Leider ist es schon oft so, dass uns unser eigenes Spielbild ein Dorn im Auge ist, obwohl Gott sagt, dass er uns geformt hat nach seinem Bild. Als König David in den Spiegel geschaut hat, bekam er eine Gotteserkenntnis über den Anblick seiner selbst. „Wie herrlich und wie groß sind deine Werke, oh Gott. Meine Seele erkennt dies sehr wohl.“17 Wie würdest du reagieren, wenn du jemanden vor dem Spiegel stehen siehst, der so reagiert? Ich glaube, dass die meisten ihn für arrogant halten würden, doch Gott sieht das anders. Gott freut sich daran, wenn wir uns mit denselben Augen sehen, wie er uns sieht.

Sich selbst zu lieben ist keinesfalls egoistisch. Gott selbst macht es klar, dass wir miteinander so umgehen sollen, wie wir gern selbst behandelt werden wollen.18 Er hat nicht gesagt: Liebt euch selbst, wie euren Nächsten, sondern liebt euren Nächsten wie euch selbst. Das ist ein Unterschied, denn nun wird klar, dass ich für meinen eigenen Liebestank verantwortlich bin und nicht mein Gegenüber. Und ich soll mit meinem Gegenüber so umgehen, wie ich es mir für mich selbst wünschen würde. Wenn ich aus der Liebe lebe, die Gott zu mir hat und ich lerne sie für mich selbst in meinem eigenen Herzen zu tragen, dann kann ich diese Liebe auch frei an andere weitergeben. Gottes Liebe macht es erst möglich, dass wir anderen so begegnen können, wie wir es selbst gerne hätten. 

Ich kann jedoch nicht geben, was ich selbst nicht empfangen habe. Wie soll ich einem Bettler 20 € schenken, wenn mein Geldbeutel leer ist? So verhält es sich auch in der geistlichen Welt. Ich kann nur das geben, was ich in meinem eigenen Herzen trage. 

Jesus war erfüllt von der Liebe, die der Vater für ihn hat.19 Er wusste um seinen Wert und um seine Identität. Darum dürfen auch wir, gerade weil wir es umso mehr nötig haben, Gottes Gnade und Liebe annehmen und sie für uns selbst beanspruchen.

Du liebst Gott auch, wenn du dir selbst mit Liebe begegnest. Also mach dich auf den Weg und schließe Frieden mit dir. Sei nicht dein größter Feind. Der Teufel will, dass wir uns nicht mögen und uns verurteilen, weil uns das automatisch davon abhält, Gottes Liebe an andere zwanglos und in Freiheit weiterzugeben. Du solltest dich nicht weniger lieben, als Gott dich liebt. Du solltest dir vergeben und mit dir selbst versöhnt leben, wie auch Gott mit dir versöhnt ist.20 Für jeden, der in Christus ist, gibt es keine Verdammnis.21 Satan ist der Ankläger der Gemeinde!22 Gott klagt seine Kinder nicht an. Er weist sie in Liebe zurecht,23 aber eine Zurechtweisung, die nicht aus einer positiv emotionalen Beziehung stammt, kann brutal sein. Wahrheit ohne Liebe ist brutal. Wir Christen sind manchmal brutal und deshalb ist es auch nicht verwunderlich, wenn die Menschen, die Gott nicht kennen, ein schlechtes Bild von Christen haben. Manchmal hören wir auf die Stimme des Anklägers, anstatt auf die Stimme, die uns von aller Schuld freispricht, die uns heiligt und die uns darin ermutigt, Schritte der Freiheit und Veränderung zu gehen. Das ist auch ein Grund dafür, warum manchmal in christlichen Gemeinschaften Dinge gesagt oder getan werden, die nicht aus dem Geist Gottes kommen.24 

Gott liebt uns Menschen wirklich so, wie wir sind. Jesus ist für uns gestorben, als wir noch Sünder waren.25Aber nicht alles, was in uns wirkt, ist von Gott gewollt und offenbart die Herrlichkeit der Kinder Gottes.26Manche Dinge schaden uns und unserem Umfeld. Deshalb möchte Gott uns umprägen. Deswegen werden wir nicht so bleiben können, wie wir sind, weil Gottes Liebe unser Leben heilen und wiederherstellen möchte. Ohne die Selbstliebe werden wir uns aber auf diesen Prozess der Heiligung und Heilung nicht einlassen können, weil oft Angst, Stolz und Minderwert unsere Herzen regieren. Gott möchte nicht, dass wir uns von unseren Ängsten limitieren lassen. Wir müssen uns nicht selbst bemitleiden und in die Rolle eines Opfers schlüpfen und unsere Seele muss nicht an dem Minderwert festhalten oder an ihrem Stolz festhalten. Gottes Liebe befähigt uns dazu, aus dem Minderwert herauszukommen, unsere Ängste zu überwinden und in die Rolle eines Königskindes zu hineinzuwachsen. Gott hat dich gesegnet mit allen himmlischen Segnungen, die in Jesus Christus sind.27 Du darfst lernen, diese auszupacken und in den Fußstapfen deines himmlischen Vaters zu wandeln. Wer Jesus nachfolgt, der bleibt nicht in der Dunkelheit, denn er wird das Licht des Lebens haben!28 Gott hat uns nicht einen Geist der Furcht und der Verzagtheit gegeben, sondern einen Geist der Liebe, der Kraft und der Besonnenheit.29

 Du darfst dich selbst lieben und lernen einfach zu sein. Wir können nur das weitergeben, was wir in unserem eigenen Herzen tragen. Wie sollen wir andere Menschen mit echter Liebe begegnen, wenn wir uns selbst nicht mit Barmherzigkeit, Geduld und Liebe begegnen? Gott sieht uns als seine Freunde an, die er mit sich selbst versöhnt hat. Darum dürfen wir mit ihm und mit uns selbst versöhnt leben.

Biblische Verweise zum Nachschlagen und zum Meditieren:

1         Markus 12:29-31

2         Jakobus 2:15-17

3         Matthäus 25:34-46

4         Römer 3:23

5         1.Korinther 13:9

6         1.Johannes 3:2

7         Galater 3

8         Matthäus 13:14-15

9         Jesaja 43:4

10       1.Johannes 4:1-6

11       Matthäus 23:23-32

12       Matthäus 7:9-11

13       Jesaja 46:3-4

14       Johannes 6:54

15       Lukas 10:29-37

16       Matthäus 5:44

17       Psalm 139:14

18       Matthäus 7:12

19       Johannes 17:26

20       2.Korinther 5:19

21       Römer 8:1

22       Offenbarung 12:10

23       Sprüche 3:12

24       1.Johannes 4:1

25       Römer 5:6-8

26       Römer 8:18-22

27       Epheser 1:3-6

28       Johannes 8:12

29       2.Timotheus 1:7