Aus Gottes Liebe leben

Die Tragödie der heutigen Zeit in unseren Gemeinden ist, dass wir für die Liebe Gottes leben! Du hast genau richtig gehört. Es ist eine Tragödie. Der Mensch wurde nicht dafür geschaffen für Gottes Liebe zu leben, sondern aus der Liebe Gottes. Das ist ein gewaltiger Unterschied. 

Jesus Christus spricht im Buch der Offenbarung mehrere Gemeinden an. Ich glaube, dass der letzte Teil der Bibel zwei sehr zentrale und wichtige Botschaften für uns Christen beinhaltet. In der einen wird uns gezeigt, dass Gott am Ende der Sieger ist und das Leben in seiner ursprünglichen Herrlichkeit wiederherstellen wird1und die zweite Botschaft zeigt auf, dass wir zum Wesentlichen zurückkehren sollen. 

Jesus kennt unsere Werke. Er sieht sie und er schätzt sie auch. Jedoch sagt er, dass wir die erste Liebe verlassen haben.2 Damit hat er recht. Ich sehe das immer wieder in den Gemeinden und im Leben anderer Christen. Social Media ist der größte Beweis dafür, wie zerbrochen wir alle sind und wie sehr das Christentum von einem leistungsorientierten und religiösen Geist geplagt wird.

Viele von uns haben nie gelernt, aus seiner Liebe zu leben. Viele von uns leben für seine Liebe im Eifer ihm zu gefallen und ihm gehorsam zu sein. Dieser Eifer ist etwas Gutes, doch er steht an falscher Stelle.3 Die Liebe Gottes besteht nämlich in erster Linie nicht darin, dass wir ihn lieben. Er ist es, der uns geliebt hat! Denn es steht geschrieben: Hierin besteht die Liebe, nicht wir haben Gott geliebt, sondern er hat uns geliebt, indem er seinen eingeborenen Sohn dahingegeben hat.4 Die erste Liebe, von der Jesus im Buch der Offenbarung spricht, ist seine Liebe zu uns. Es ist die Liebe, die Gott als Vater zu seinen „neuen“ Kindern hat!

Die Gemeinde in Galatien hatte genau das Problem. Sie hörten das Evangelium der Gnade Gottes und nahmen es im Glauben dankbar an. Das Gesetz, wovon sie gelöst worden, damit sie nicht mehr dem Tod Frucht bringen, sondern Gott, konnte sie nicht in die Gegenwart Gottes bringen, sie nicht heilen und auch nicht gerecht machen.5

Doch Gott schenkt uns alles durch Christus, seinen Sohn. Durch ihn haben wir empfangen, Gnade um Gnade.6 Und dann wollten die Galater alles, was sie durchs Gesetz nicht erreichen konnten, durchs Gesetz vollenden.

Gott hat uns in die Gemeinschaft seines Sohnes gebracht, damit wir vom Gesetz losgelöst sind, nicht um Gesetzlose zu sein, sondern um jemand anderem zu gehören, nämlich Gott!8 Das Gesetz verurteilt, offenbart die Sünde und kann uns Menschen Jesus nicht ähnlicher machen.9 Warum? Weil es darauf abzielt unsere selbstzentrierten Motive an die Oberfläche zu bringen. Es hat die Aufgabe uns zu zeigen, dass wir Sünder sind und einen Erlöser benötigen.10 Außerdem beinhaltet unser Handeln ganz andere Motive, wenn wir für die Liebe Gottes leben, anstatt aus der Liebe Gottes. Denn solange wir für die Liebe Gottes leben und nicht aus seiner Liebe heraus, bleibt unser Handeln ichzentriert und verfehlt damit die Herrlichkeit Gottes.

Bitte versteh mich nicht falsch. Es ist zutiefst erfüllend und im Sinne Gottes „für die Liebe“ zu leben, denn Gott ist Liebe. Aber nur, wenn wir darunter ein aktives Bemühen der Liebe zu unseren Mitmenschen und den Dienst an ihnen verstehen. Aber diese Perspektive wird in diesem Text nicht thematisiert. Es geht um unsere Herzenshaltung und um unseren Lebensstil, der die heilsame Liebe Gottes benötigt, damit wir mit einem vollen Liebestank unser Leben gestalten können. Denn wenn unser Lebensstil davon geprägt ist, für seine Liebe, für seine Anerkennung und für seinen Segen zu leben, dann lebe ich schlussendlich im Eigennutz und mit einem leeren Liebestank. Schließlich haben wir innere Antreiber, die unsere Seele danach ausrichten gesehen, geliebt, anerkannt und gesegnet zu werden. Wenn wir aber bereits gesehen, anerkannt, geliebt und gesegnet sind, dann können wir eine vollkommen neue Herzenshaltung und einen komplett neuen Lebensstil entdecken. Dieser ist nicht mehr den inneren Antreibern unterworfen, sodass wir lernen können in der herrlichen Freiheit zu leben, die Gott für seine Kinder bereithält.11 Denn nur ein Herz, das in der Liebe getränkt ist und aus der Liebe des Vaters lebt, wie Jesus Christus selbst es getan hat, kann auch dieselbe Liebe zwanglos und in echter Hingabe weitergeben.12 Eine Liebe, die man noch nicht empfangen hat und sich erst verdienen muss, kann man nicht weitergeben. Wie möchten wir die Herzen anderer Menschen für die Liebe Gottes anstecken, wenn wir selbst nicht aus der Liebe leben können, die Gott für uns bereithält? 

Paulus selbst sagte, dass er durch das Gesetz erkannte, ein Sünder zu sein. Er hat durchs Gesetz in seinem Fleisch all das entdeckt, was dem Gesetz Gottes widerspricht. Seiner Gesinnung nach aber hat er Wohlgefallen an Gottes Geboten.13 Hinterfrage dich selbst ein Mal. Warum bist du darin bemüht Gottes Gebote zu halten oder ihm nachzufolgen? Weil seine Gebote gut sind und dich bereichern? Was ist, wenn du nicht mehr darin bemüht bist, seine Gebote zu halten und ihm nachzufolgen? Wer bist du dann? Mit welchen Augen würde Gott dich ansehen? Würdest du dich dann vor seiner strafenden Hand oder vor Ablehnung fürchten?

Das sind genau die wichtigen Fragen, die wir uns stellen dürfen, denn dann können wir erkennen, was in unserem Unterbewusstsein verborgen liegt. Was sagte Jesus? Ihr habt die erste Liebe verlassen. Das sagt er zu einer Gemeinde, die viele Werke hatte. Das bedeutet, dass sie sehr bemüht darin waren, Gott zu dienen. Dennoch lebten diese nicht aus der Liebe Gottes, sondern für die Liebe Gottes und das betrübte Jesus zutiefst, weshalb er sie auch korrigierte. Gott möchte nicht, dass wir als Waisen oder Knechte leben, die sich den Segen Gottes mit frommen Leistungen erarbeiten müssen.14

Erst, wenn wir unseren Maßstab von Christsein erfüllen, dann glauben viele daran, dass Gott zufrieden mit uns ist und uns gerne aus seinem Reichtum etwas gibt und uns segnet. Aber der Maßstab Gottes, den Christus als einziger wirklich erfüllt hat, hat nichts damit zu tun, ob wir von Gott geliebt werden oder nicht.15Wenn wir also noch einen Maßstab frommer Leistungen benötigen, um uns selbst als liebenswert und vor Gott wohlgefällig zu betrachten, dann können wir nicht in der Liebesbeziehung mit Gott leben, welche er uns darreicht in seinem Sohn Jesus Christus. Denn das persönliche Empfangen seiner Liebe besteht nicht darin, einen Maßstab frommer Leistungen zu erfüllen, sondern sich Gott anzuvertrauen und hinzugeben, so wie wir wirklich sind.

Lasst uns also lernen im Geist der Sohnschaft zu wandeln, anstatt nach dem Gesetz, das uns auffordert, für Gott Leistungen zu erbringen! Wie haben wir denn die Kindschaft, Vergebung, das Erbe, die Erlösung und das ewige Leben erreicht? War es durch Werke, die wir getan hätten?16 Oder war es die Liebe Gottes, die uns alles darreicht und geschenkt hat durch Christus?17 Wenn wir nun unser neues Leben im Geist Christi haben, sprich im Geist der Kindschaft, dann lasst uns auch in diesem Geist wandeln. Die Früchte seines Geistes sind nämlich Liebe, Freude, Friede, Sanftmut, Geduld, Freundlichkeit, Selbstbeherrschung und gegen diese Dinge ist das Gesetz nicht gerichtet!18

Wenn wir uns von der Liebe Gottes umprägen lassen und lernen aus seiner Liebe zu leben, anstatt für seine Liebe und für seinen Segen, dann geben wir seiner Liebe auch den Raum in unserem Herzen das zu bewirken, was das Gesetz in uns nicht bewirken konnte. 

Wir sind nicht Gott, sondern Gottes Abbilder, als seine Kinder. Wir können nur das reflektieren, was uns gegeben ist! Ein Mensch, der die Liebe nicht kennt, wird auch keine Liebe weitergeben können. Jesus fragte seine Zuhörer: Was glaubst du wer mehr liebt? Liebt jener mehr, welcher viel Vergebung erfahren hat, oder der, welcher wenig erfahren hat?19 So kann der, welcher Gottes Liebe, Gnade und Herrlichkeit annimmt und erleben durfte, viel mehr geben als der, welcher sich die Liebe Gottes durch fromme Leistungen und Werke verdienen möchte. Damit rüttelte Jesus nicht nur bei den damaligen Pharisäern das Herz, sondern auch heute noch bei uns Christen, die wir manchmal mit demselben religiösen Geist zu kämpfen haben. 

Ich habe oft erlebt, dass wir Christen zügig sind im Kritisieren, Diskutieren, im Verurteilen, im Beschämen und im Sünden auflisten. Dabei benötigen wir nicht einmal ein Gegenüber. Es genügt in sich selbst hineinzuhören und jener Stimme zu lauschen, mit der wir zu uns selbst sprechen. Es offenbart, wie sehr wir Gottes Barmherzigkeit und Liebe benötigen, denn jeder von uns verfehlt die Herrlichkeit Gottes!20 Das macht den religiösen Geist, von dem die Pharisäer erfüllt waren, letzten Endes aus. Er macht uns unfähig uns selbst und einander mit Gnade, Barmherzigkeit und echter Liebe zu begegnen.21

Wenn Menschen ihr Herz ausschütten und erzählen, dass sie sich fern von Gott fühlen, ihn nicht spüren können, an ihn zweifeln, wenig Hoffnung haben und manche Sünden einfach nicht überwinden können, wie begegnen wir diesen dann? „Diese Menschen lesen nicht genug die Bibel, sie beten nicht genug und vielleicht wollen sie es auch nicht genug. Sie sind einfach selbst schuld.“ Hast du so etwas schon gehört? Begegnest du dir selbst vielleicht mit solch einer Härte? Ich denke, dass diese Perspektive nicht vollkommen falsch ist, aber diese Gedanken sind eine Vorlage dafür ein leistungsorientiertes Christentum zu vermitteln und zu fördern und sie rüsten uns auch nicht aus Schritte der Veränderung zu gehen. Außerdem sind das eher Symptome und nicht das eigentliche Problem. Manchen Christen würde es helfen, wenn sie mehr Zeit mit Gott verbringen durch das Lesen der Bibel, Lobpreis oder Gebet. Doch ich kenne Zeiten in meinem Leben, wo das tägliche Lesen der Bibel und das disziplinierte Beten überhaupt nicht geholfen hat. Es gab ganz andere Themen und Dinge, die in der Zeit relevant dafür waren, wie ich Gottes Liebe neu erleben und Veränderung erfahren kann.  

Nach meinen Panikattacken, Depressionen und Selbstmordgedanken als Christ merkte ich, dass ich noch mal von vorn anfangen muss. Mein krankhaftes Bibellesen und mein Eifer, Gott mit meinen Leistungen zu gefallen, hat mich auf die Knie gebracht. Ich weinte und schrie zu Gott, dass ich keine Ahnung habe, was es bedeutet von ihm bedingungslos geliebt zu sein. Ich wusste nicht mit welchen Augen Gott mich sieht und was Christi Sterben für mich eigentlich alles beinhaltet. Also begann ich von vorn, demütigte mich vor Gott und sagte: Lehre mich, was es bedeutet, dass du mich vollkommen liebst. Zeig mir bitte, wie eine Liebesbeziehung zwischen dir und mir aussehen kann. Ich will nicht länger wie ein Fremder leben, oder wie ein Knecht, sondern wie dein geliebter Sohn.22 Ich will nicht länger für deine Liebe und für deine Anerkennung leben, sondern aus deiner Liebe. Ich möchte wissen, ob du dich an mir freust, auch wenn ich versage und an jedem neuen Tag deine Herrlichkeit verfehle.23  

Jesus selbst hat gesagt, dass das Wasser, welches er uns geben wird, zu einer Quelle lebendigen Wassers werden wird.24 Ich möchte von diesem Wasser Zeugnis abgeben und dich ermutigen, ins Allerheiligste zu kommen, ohne Schlachtopfer darzubringen.25 Gott hat bereits das größte Opfer gebracht, damit wir unseren alten „Gottlosen Lebensstil“, der nicht in der Lage ist aus Gottes Liebe zu leben, loslassen und lernen als sein eigenes Kind zu leben.

Die ganze Schöpfung sehnt sich danach, dass die herrliche Freiheit der Kinder Gottes offenbart werden wird.26 So sehne auch ich mich danach, immer mehr von der Liebe Gottes zu entdecken und zu erleben, weil seine Liebe eine herrliche Liebe ist, die uns Menschen befreit zum Leben und zum Lieben. Je mehr wir seiner Liebe zu uns Raum in unserem Herzen geben, umso mehr werden wir dem Bild seines Sohnes Jesus ähnlicher werden. Denn auch er hat nicht für die Liebe seines Vaters gelebt, sondern aus der Liebe seines Vaters. Weil er von Gott ausgegangen ist und die Liebe seines Vaters kannte und sich seiner Liebe ganzheitlich anvertrauen und hingeben konnte, hatte er eine ungestörte Beziehung zu ihm. Er kam natürlich durch den heiligen Geist auf die Welt, anders als wir.27 Aber durch das Evangelium der Gnade Gottes durften wir im Glauben denselben Geist empfangen,28 damit auch wir in derselben Beziehung leben können, die Jesus mit Gott hatte.29 Nicht wir erschaffen uns die Identität eines von Gott geliebten Kindes. Gott ist es, der uns diese Identität schenkt! In Christus ist unser neues und ewiges Leben und in Christus dürfen wir die Liebe und die Freude des Vaters erleben, die Gott für seine Kinder hat. Denn wer in Christus ist, der darf sich selbst im Licht des Geliebten betrachten, bei dem der Vater mit Freude sagt: „Das ist mein geliebtes Kind, an dem ich Wohlgefallen habe.“30

Lasst uns also die Identität ergreifen und lernen in dieser Identität zu leben, oder wie Paulus es schreibt: Lasst uns Christus anziehen.31 Wir müssen nicht länger für Gottes Liebe leben. Wir dürfen aus der Liebe leben, die Gott für seine Kinder hat und die er für die ganze Welt am Kreuz Christi offenbart und sichtbar gemacht hat. Und ehe du dich versiehst, wirst du merken, dass du die Liebe, mit der Gott dich geliebt hat, nicht für dich behalten kannst und sie mit den Menschen in deinem Umfeld in aller Freiheit und ohne religiösen Zwang teilen möchtest. Gottes Geist in dir wird dich dazu bewegen liebevoll mit anderen Menschen umzugehen und ihnen zu dienen. 

So möchte ich dich bitten, zu Gott umzukehren. Lass dich von der Liebe deines Vaters erneuern. Er ist der perfekte Vater. Gott ist die Liebe unseres Lebens. Lasst uns aus dieser Liebe leben, in dieser Liebe gedeihen und andere Menschen an das liebende Vaterherz Gottes führen.

 Manche von uns haben nie gelernt aus der Liebe Gottes zu leben. Durch unsere gesellschaftliche und manchmal auch familiäre Prägung lebten einige von uns für die Liebe anderer und auch für die Liebe Gottes. In vielen Gemeinden ist eine leistungsorientierte Beziehung zu Gott sichtbar. Jesus hat aber seinen Vater verkündet und uns mit ihm versöhnt, damit wir nun aus der Liebe leben können, die Gott für uns hat und für die wir geschaffen wurden. Gott befreit uns von der leistungsorientierten Beziehung zu ihm, denn wenn wir uns vor ihm fürchten, dann haben wir seine Liebe noch nicht erkannt. Seine vollkommene Liebe vertreibt nämlich diese Furcht!

Biblische Verweise zum Nachschlagen und zum Meditieren:

1         Offenbarung 20-22

2         Offenbarung 2:1-7

3         Römer 10:1-3

4         1.Johannes 4:9-10

5         Galater 3

6         Johannes 1:16

7         Galater 3:3

8         Römer 7:1-6

9         2.Korinther 3:7-18

10       Galater 3:19-29

11       Römer 8:21

12       Johannes 17:21-26

13       Römer 7:7-25

14       Römer 8:15

15       Römer 10:4

16       Galater 3:5

17       Römer 8:32

18       Galater 5:22-23

19       Lukas 7:47

20       Römer 3:23

21       Matthäus 12:7

22       Galater 4:6

23       Zefanja 3:17

24       Johannes 4:14

25       Hebräer 10:1-18

26       Römer 8:18-22

27       Matthäus 1:18

28       Epheser 1:3-14

29       Johannes 17:22-23

30       Matthäus 3:17

31       Kolosser 3:1-17