Christi Liebe teilen

Und Jesus trat zu ihnen, redete mit ihnen und sprach: Mir ist gegeben alle Gewalt im Himmel und auf Erden. Darum geht hin und lehrt alle Völker und tauft sie im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes, und lehrt sie alles zu halten, was ich euch aufgetragen habe. Und siehe, ich bin bei euch alle Tage bis ans Ende der Welt.1

Jesus hat seine Jünger dazu aufgefordert, ihm nachzufolgen und ein Licht in dieser Welt zu sein, indem sie das Evangelium verkünden und in der Liebe leben, die er vorgelebt hat. Ich glaube, dass Gott unendlich viele Möglichkeiten hat, um mit uns Menschen in Kontakt zu treten und uns zu begegnen. Ich glaube auch, dass er nicht von uns Menschen abhängig ist. Gott hat mich nicht nötig, um anderen Menschen zu begegnen. Dennoch gab Jesus seinen Jüngern den Auftrag, das mit anderen zu teilen, was sie mit ihm erlebt haben und den Menschen zu dienen in Liebe.

Gott möchte, dass wir anderen Menschen von ihm erzählen. Denn wie sollen die Menschen an Christus glauben, wenn keiner von ihm erzählt? Der Glaube kommt vom Hören der Botschaft.2 Natürlich kann Gott auch einfach sich in einem Traum offenbaren oder durch Wunder, doch Gott möchte zusammen mit seinen Kindern sein Reich aufrichten und gestalten. Er möchte nicht, dass seine Kinder ständig im stillen Kämmerlein sind, sondern dass man ihr Licht und die Liebe, die sie im Herzen haben, in dieser Welt sehen kann.

Jesus sagte: Wir sind das Salz der Erde und das Licht der Welt.3 Doch wenn man das Licht unter den Tisch stellt anstatt auf den Tisch, dann kann es keiner sehen. Und wenn das Salz fad wird, dann verliert es seine Kraft zu würzen. Aus dem Grund sollen wir mit ihm auch verbunden bleiben, denn ohne ihn können wir nichts tun.4 Wie sollen wir Christi Liebe weitergeben, wenn wir selbst uns schwer darin tun diese zu empfangen? Wie sollen wir leuchten, wenn wir in uns selbst kein Licht sehen?

Gott weiß, dass du etwas zu geben hast, weil er dich gemacht und dir Gaben und Talente geschenkt hat! Du bist ein Segen, weil er dich gesegnet hat.5 Gott möchte, dass wir unseren Segen mit anderen teilen. Darum sprechen wir als Christen auch über den sogenannten „Missionsbefehl“, weil Gott möchte, dass seine Kinder in aller Freiheit in dieser Welt sein Reich verkünden und für sein Reich leben.6

Ich denke, dass das verschiedene Facetten hat, da jeder Mensch anders ist und andere Stärken und Schwächen hat. Ich war nie der Typ, der auf der Straße Buße predigt und den Menschen Himmel und Hölle vor die Augen malt. Offen gesagt meide ich selbst solche Begegnungen eher. Denn nicht jeder hat den Auftrag und die Gabe, weshalb manche Prediger Türen für geistlichen Missbrauch öffnen. 

Ich genieße es aber, mit den Menschen in meinem Umfeld, wie mit meinen Freunden oder auch mit Arbeitskollegen über den Glauben und über Gott zu sprechen. Ich denke, dass wir gerade in unserem nahen Umfeld einen Unterschied machen können. 

Für mich liegt der Unterschied nicht darin, dass ich den Menschen ständig ihre Fehler aufzeige und zu ihnen sag, wo sie überall sündigen. Jesus kam auch nicht in die Welt und hat ständig mit dem Finger auf alle gezeigt. Wenn das die Aufgabe von Jesus gewesen wäre, dann hätte er seinen Finger nie herunternehmen können, weil er auf jeden Menschen hätte zeigen müssen, denn schließlich war er der Einzige, der ohne Sünde ist. Doch Jesus kam nicht, um uns zu verurteilen, sondern um uns zu retten und die Liebe des Vaters zu offenbaren!

Mir fällt es schwer wildfremden Menschen zu begegnen und ihnen zu sagen, dass sie hier und jetzt Buße tun müssen und Jesus annehmen sollen, weil sie sonst in ihren Sünden sterben und für ihre Sünden gerichtet werden. Nach dem Motto: Heute könnte dein letzter Tag auf Erden sein! Ich weiß nicht, ob du schon mal Bekanntschaft mit solchen Missionsarbeiten gemacht hast. Ich denke, dass diese sich untereinander auch sehr voneinander unterscheiden, jedoch ist mir bewusst geworden, dass wir einen enormen Einfluss auf die Menschen haben, durch das Bild, das wir als Christen von Gott und von uns selbst vermitteln. 

Es gibt viele Menschen, die mit Jesus nichts zu tun haben wollen. Jetzt können wir das direkt mit einem Bibelwort abhacken, indem wir sagen, dass Jesus für diese einfach ein Anstoß ist, aber das stimmt manchmal überhaupt nicht! Manchmal ist der Jesus aus der Bibel, nicht der, mit dem sie nicht zu tun haben wollen, sondern der Jesus, den wir predigen!

Ich schaue mir des Öfteren sogenannte „Testimonies“ an, sprich Zeugnisse von Menschen, wie sie zum Glauben an Jesus gekommen sind. Mich erstaunt es, wenn ich höre, dass einige von diesen in einem christlichen Elternhaus aufwuchsen, zur Kirche gingen, die Bibel und Jesus bereits „kannten“, aber mit dem Christentum nur Sünde, Hass, Verurteilung und Ablehnung verbunden haben. Das sagt mir, dass Jesus Christus nie wirken konnte, weil Religion das Zentrum war und nicht die persönliche Liebesbeziehung zum Schöpfer. Umso herrlicher ist es zu sehen, wie Gott diesen Menschen doch noch begegnete.

Manchmal predigen wir als Christen die Furcht vor Gott, anstatt Gottesfurcht und wir benutzen das Bild eines strafenden und verurteilenden Gottes, um Menschen „für Jesus zu gewinnen“. Ich nehme das oft sehr unbedacht und empathielos wahr. Ich frage mich auch, ob Jesus dann auch wirklich ihr Herz hat, wenn Menschen sich aus Furcht vor der strafenden Hand Gottes ihm zuwenden. Jesus hat gewiss ihre Seele, wenn sie sich zu ihm bekehren, sprich ihn im Glauben annehmen, aber hat er auch ihr Herz? Ich könnte nicht jemanden lieben, vor dem ich mich fürchte! 

Gottes Reich ist eine Einladung in eine Vater-Kind-Beziehung, die von Annahme, Wertschätzung und Liebe geprägt ist.8 Diese Basis gilt für das ganze Leben und ist die Grundlage für unsere Nachfolge, denn wir können nur Jesus nachfolgen, wenn wir dieselbe Liebe, die er im Herzen hat, in unserem eigenen Herzen tragen.9 Es stimmt, dass wir alle Sünder sind, Gottes Liebe nicht verdienen können und Jesus Christus benötigen, aber das Christentum ist keine Einladung für Minderwert, Schuldgefühle, Scham und für Furcht vor der strafenden Hand Gottes. Das Christentum ist eine Einladung für Selbstwert, Freiheit von Schuld und Scham und für eine intime und vertraute Liebesbeziehung zum Schöpfer!10

Höllenpredigten können Menschen dazu bewegen, sich aus Angst bekehren zu lassen. Doch der Motivator für diese Gottesbeziehung, oder Gottesnäherung ist Angst und keine Antwort auf seine Liebe, sondern eine Antwort auf seinen Zorn. Eine Liebesbeziehung kann nicht gedeihen, wenn Furcht der Beweggrund dafür ist, in einer Beziehung zu leben. Sowohl zwischenmenschlich als auch in der Beziehung zu Gott. Furcht ist nicht in der Liebe, denn die vollkommene Liebe treibt die Furcht aus!11

Es ist Gottes Güte, welche unsere Herzen zu Umkehr bewegt und nicht seine strafende Hand.12 Angst vor seinen Eltern, autoritären Personen, vor dem eigenen Partner oder vor seinen Mitmenschen hat noch nie eine Beziehung intensiviert, vertrauter gemacht oder bereichert. Darum sagte Mose auch zum Volk Israel, als sie gesehen haben, wie Gott vom Berg Sinai mit Blitz und Donner herabkam: Fürchtet euch nicht! Das finden wir besonders oft im Alten Testament. Vielfach reagierten die Menschen mit Angst auf das direkte Eingreifen Gottes und Gott sprach immer wieder: „Habe keine Angst!“ Wir sollen ihm mit Ehrfurcht begegnen, aber das ist etwas völlig anderes als die Furcht, die wir so manchmal in unserer „Missionsarbeit“ verbreiten. 

Natürlich wollen wir Menschen für Jesus gewinnen. Ich denke aber, dass Gott ein geduldiger Gott ist und den Menschen nicht nur 5 Minuten lang eine Chance gibt, Buße zu tun, um in Beziehung zu ihm zu treten. Gottes Wille ist, dass jeder Mensch Buße tut und zur Erkenntnis der Wahrheit kommt und gerettet wird.13 Unser Herr ist ein leidenschaftlicher Gott, aufopfernd, mitfühlend, voller Güte, Freundlichkeit und Langmut. Gott investiert manchmal Jahre, bis der richtige Moment für ihn gekommen ist, um sich einem Menschen zu offenbaren. Oft sind manche Menschen nicht bereit dafür, weil ihre Herzen noch hart sind, aber das heißt nicht, dass es immer so sein wird.14 Es gab Zeiten, da war ich überhaupt nicht empfänglich für Gottes Liebe und für seinen Ruf, aber eines Tages war der richtige Moment da und dann konnte ich der Liebe nicht widerstehen, die ich am Kreuz Christi gesehen habe. 

Wenn wir missionieren, oder Menschen für Jesus gewinnen wollen, dann lasst uns auch richtig investieren. Wenn man an der Börse viel Geld verdienen möchte, dann passiert das nicht über Nacht, sondern über Jahrzehnte. In dieser Zeit erlebt man viele Höhen und Tiefen, da die wirtschaftliche und politische Lage sich ständig ändert und die Kurse unglaublich beeinflussen. Warum nicht so viel Zeit und Energie auch für Menschen aufwenden? Es lohnt sich langfristig in Menschen zu investieren, denn die Liebe ist nichts, was sich über Nacht in all ihren Facetten erleben lässt. Liebe erlebt man über Zeit, wenn Beziehungen sich intensivieren und man zusammen durch Höhen und Tiefen geht. Das gilt sowohl für die Gottesbeziehung als auch für zwischenmenschliche Beziehungen.

Menschen sind natürlich kein Aktienmarkt! Ich möchte mich aber für Menschen langfristig einsetzen und ihnen Gottes Liebe weitergeben. Und manchmal bedeutet das nicht über Gott zu reden, über Sünde oder über sonst irgendwelchen christlichen Themen. Manchmal sollten wir den Menschen einfach zuhören, sie ausreden lassen, die Stimme ihrer Herzen wahrnehmen, mit ihnen etwas essen gehen, Spaß haben, Spiele spielen, über die Politik oder über Fußball quatschen.  

Gottes Liebe teilen wir nicht nur dann, wenn wir über Jesus Christus sprechen, sondern immer, wenn wir in Beziehung treten, uns für den anderen interessieren und ihm Gutes tun. Manchmal ist eine Umarmung, genau das, was Gott sich für jemanden vorstellt. Manchmal möchte Gott, dass wir unserem Gegenüber fest in die Arme schließen und ihm sagen, wie viel er uns bedeutet oder ihm einfach nur vermitteln, dass wir diese Person gernhaben. 

Oft benötigt das aber Zeit, Überwindung seiner eigenen Menschenfurcht und eine tiefere Beziehung zu Jesus selbst. Ich glaube, wir benötigen Menschen, die auf die Straße gehen und das Evangelium kurz und knapp verkünden. Christen, die herzlich auf andere zu gehen und ihnen das Gefühl geben können, dass Gott sie in sein Reich einladen möchte, sind ein großer Segen, denn Gott rettet durch sie Leben. Aber genauso benötigen wir Menschen, die darin bemüht sind, in ihrem Umfeld Beziehungen zu priorisieren, die langfristig Menschen begleiten und unterstützen, auch dann, wenn sie keine Früchte sehen können oder selbst nichts davon haben.

Unsere eigene Beziehungsfähigkeit entscheidet darüber, wie gut wir mit anderen Menschen in Beziehung treten können. Und ist das nicht genau das, worin wir uns als Christen am meisten von den Menschen unterscheiden sollten, die Gott nicht kennen? Sollte man uns nicht an unserer Liebe erkennen und an der Art, wie wir miteinander leben und umgehen? Jesus selbst sagte: Man wird an eurer Liebe zueinander erkennen, dass ihr meine Jünger seid.15 Ich drücke das auch gerne so aus: Man wird erkennen, dass ihr anders seid und zu mir gehört. 

Wir müssen nicht so tun, als wären wir super spirituell, oder als hätten wir auf jede Frage eine Antwort, denn wir Christen sind genauso auf Gottes Gnade und Kraft angewiesen, wie jene, die nicht an Jesus glauben. Daher lasst uns in der Liebe Gottes wachsen, sie untereinander als Geschwister teilen und auch mit denen, die Gott noch nicht kennen, denn Gott ist Liebe und wer liebt, in dem bleibt Gott.16 Wer liebt, durch den kann Gott sich selbst zum Ausdruck bringen.

Biblische Verweise zum Nachschlagen und zum Meditieren:

1         Matthäus 28:18-20

2         Römer 10:17

3         Matthäus 5:13-16

4         Johannes 15:5

5         1.Mose 12:2

6         Matthäus 6:33

7         Johannes 12:47

8         Epheser 1:3-6

9         Epheser 5:1-2

10       Römer 8:38-39

11       1.Johannes 4:18

12       Römer 2:4

13       1.Timotheus 2:4

14       Hesekiel 36:26

15       Johannes 13:35

16       1.Johannes 4:16