Umarme deine Schwächen!
„Lass dir an meiner Gnade genügen, denn meine Kraft ist in den Schwachen mächtig. Sehr gerne will ich mich nun viel mehr meiner Schwachheiten rühmen, damit die Kraft Christi bei mir wohnt. Deshalb habe ich Wohlgefallen an Schwachheiten, Misshandlungen, an Nöten, an Verfolgungen, an Ängsten um Christi willen, denn wenn ich schwach bin, dann bin ich stark!“1
Bevor Paulus diese Worte zu der Gemeinde in Korinth geschrieben hat, berichtete er ihnen, dass er jemanden kennt, der bis in den dritten Himmel entrückt wurde.2 Einige glauben, dass er von sich selbst in der dritten Person gesprochen hat. Wie dem auch sei, Paulus hätte viel zu rühmen,3 denn durch ihn konnte Gott Wunder tun, Menschenleben retten, die Botschaft Jesu Christi verbreiten und unglaublich viel Gutes tun. Doch Paulus wusste eben, dass nicht er es war, sondern Gott. Er rühmte sich nicht in seinen guten Taten oder in dem, was er kann, obwohl er es hätte machen können.4 Er kannte die Geheimnisse Gottes, konnte in den Sprachen der Engel reden, er gab sein Leben hin, und genau dieser war es auch, der gesagt hat, dass all das, ohne die Liebe, nichts ist. Paulus war überzeugt davon, dass die Liebe Gottes zu ihm und zu den Menschen das allerwichtigste im Leben ist.5
Ich kann mich nur teilweise in das hineinversetzen, was er durch seine Hingabe an Jesus und an der Verbreitung des Evangeliums erlitten hat. Aber ich habe in seinen Worten etwas für mich entdeckt, das absolut wahr und unglaublich wertvoll ist. Gott wirkt nämlich nicht dann, wenn wir alles perfekt machen, nicht kritisiert werden können und unverletzbar scheinen, sondern, wenn wir authentische Menschen sind! Gott offenbart seine Liebe und seine Kraft besonders inmitten unserer Schwachheit und Unvollkommenheit. Das ist schließlich das Wunderbare und Unbezahlbare an der Liebe, weil sie unsere Sündenmenge zu deckt, unsere Kleider reinwäscht, uns von Schuld und Scham befreit und Türen für Frieden, Freude und Zufriedenheit inmitten von Herausforderungen, Problemen, Nöten und Ängsten öffnet. Die Liebe kommt von Gott, denn Gott ist die Liebe.6
So ist mir auch aufgefallen, wie meine Beziehungen sich vertieft haben und intimer geworden sind, wenn ich den Menschen in meinem Umfeld meine Ecken und Kanten sehen ließ. Ich erlebte, wie Menschen sich wohler gefühlt haben und ihre eigene Maske fallen lassen konnten. Doch manchmal war es vorher notwendig sich selbst verletzbar zu machen und sich so zu zeigen, wie man wirklich ist.
Ich hörte mal von einem amerikanischen Autor, Couch und ehemaligen Pastor folgende Worte: The most anointed you is when you are yourself! Auf deutsch: Du bist am meisten gesalbt, wenn du auch du selbst bist! Mich hat das echt bewegt. Gott möchte nicht, dass wir unsere Schwächen und Probleme voreinander verstecken, sondern, dass Raum für diese existieren und sie ans Licht kommen können. Gott selbst möchte dieser Raum für uns sein. Deshalb hat Jesus für uns auch bezahlt, damit wir so wie wir sind ins Allerheiligste kommen können.7 Wir dürfen mutig zum Thron der Gnade kommen und Gottes Liebe und Segen empfangen.8

Ich möchte an der Stelle sagen: Gott liebt dich nicht nur trotz deiner Schwächen. Gott liebt dich auch mit deinen Schwächen! Das trotz weckt den Anschein, dass Gott Probleme damit hat dich so zu lieben, wie du bist, dich aber tolerieren muss, weil Jesus dafür bezahlt hat, aber das ist ein sehr verzerrtes Bild. Wir alle haben ihn natürlich sehr verletzt, denn unsere Sünden sind dafür verantwortlich, was er in Jesus Christus auf der Erde erleiden musste. Doch Gott war und ist willig, uns Menschen mit unseren Schwächen zu lieben, denn sonst hätte er nie das Kreuz gewählt. Der Grund für das Kreuz war, damit wir wieder in Gemeinschaft mit ihm leben können, denn wir selbst wären nicht in der Lage gewesen eine Liebesbeziehung zum Schöpfer wiederherzustellen. Gott hat sich aus einer leidenschaftlichen Liebe heraus entschieden Mensch zu werden, für uns zu leiden und zu sterben und um für uns von den Toten aufzuerstehen, damit wir erkennen, wie er wirklich ist und wieder versöhnt mit ihm leben.9 Er liebt uns sogar mit unseren Sünden!
Das provoziert den religiösen Geist, der sich so manchmal auch in unserem eigenen Herzen ausbreitet, aber ich wollte das bewusst einmal gesagt haben, um dir die Kraft der Gnade zu verdeutlichen. Denn Gnade macht es auch erst möglich, dass wir Freiheit von Sünde, Scham und Schuld erleben können, denn durch das Sterben und Auferstehen Christi gehören wir nicht mehr dem Gesetz, das uns für unsere Sünden verurteilt.10 Wir gehören durch Jesus zu Gott, der seine Kinder von Herzen liebt und sie umprägen und Jesus ähnlicher machen möchte und da gibt es keine Ablehnung oder Verurteilung!11
Es gibt einen Unterschied zwischen Sünden und Fehler. Sünden sind Verstoße gegen die Gebote Gottes. Wenn wir unserem Nächsten nicht mit Liebe begegnen, dann ist das Sünde. Wenn wir uns selbst nicht mit Liebe begegnen, dann ist das Sünde. Aber wenn wir versehentlich Schinken, anstatt Käse für ein vegetarisches Essen einkaufen, dann ist das ein Fehler. Wenn jemand nach stillem Wasser fragt und wir ihm versehentlich Sprudel geben, dann war das ein Fehler.
Sünde hinterlässt Spuren. Wo Liebe nicht wirken kann, entstehen Verletzungen und alle möglichen Verhaltensweisen und Lebensstile, die diesen Liebesmangel dann kompensieren. Fehler macht jeder, denn in unserem Denken und Handeln sind wir begrenzt und fehlerhaft. Aber weißt du, was auch menschlich ist? Die Sünde! Ja, es ist menschlich, zu sündigen. Es war zwar nie für den Menschen gedacht, weil der Mensch nicht für die Sünde, sondern für Gottes Liebe geschaffen wurde, doch seit dem Sündenfall gibt es kein Mensch, der nicht sündigt.12
Weißt du, was Jesus mit Menschen, die sündigen und Fehler machen, gemacht hat? Er hat mit ihnen gegessen, getrunken,13 war auf Hochzeiten,14 wandern,15 fischen,16 spazieren und hat einfach Zeit mit ihnen verbracht. Er hat die Menschen akzeptiert und aufrichtig geliebt! Er hat sie angenommen, wertgeschätzt und hat ihnen vergeben.
Darum dürfen wir uns selbst akzeptieren, wertschätzen und uns vergeben. Wir dürfen sogar unsere Unvollkommenheiten annehmen. Gott will das, denn Gott möchte, dass wir unseren Nächsten lieben, wie uns selbst.17 Wenn ich meine eigenen Unvollkommenheiten nicht annehme, mich selbst nicht wertschätze, meine Schwächen ständig kritisiere und mir selbst meine Sünden nicht vergebe, dann werde ich genauso mit anderen umgehen. Wenn ich andere Menschen so liebe, wie mich selbst, dann wird mein Nächster sehr schlecht von mir behandelt, denn wenn ich mich selbst nicht so lieben kann, wie ich bin, wie sollte ich dann meinem Nächsten lieben, ohne ihn für das zu verurteilen, wie er ist?
Wir dürfen unsere Schwächen umarmen. Und wir dürfen uns selbst vergeben, wenngleich wir dieselbe Sünde immer wieder tun. Das bedeutet nicht, dass Schwächen nun Stärken sind und dass das Schlechte oder Böse plötzlich gut ist, aber nur so geben wir der Liebe ihren Raum. Nur so kommt Gottes Kraft in unserer Schwachheit zur Vollendung!
Sollen wir sündigen, damit Gottes Gnade größer wird? Nein.18 Sie würde größer werden, weil Jesus zu seinem Wort steht: Wer an mich glaubt, der ist vom Tod ins Leben hinübergegangen und wird nicht gerichtet!19 Doch wenn wir sündigen, um Gottes Gnade wachsen zu lassen, dann würden wir auf Erden zu Gefäßen der Unehre werden,20 weil wir uns schließlich der Sünde, der wir abgestorben sind in Jesus Christus, mehr Raum geben würden und dafür der Name Gottes verlästert wird.21 Das ist vielen Christen jedoch völlig klar. Was den meisten aber schwerfällt ist, uns von der Liebe des Vaters inmitten unserer Schuldigkeit und Unvollkommenheit umgeben und lieben zu lassen. Wir können zwar in unserem Ich zentrierten Wesen Wege finden, um der Sünde kurzfristig aus eigener Kraft zu widerstehen, wie auch die Pharisäer der damaligen Zeit. Den Weg der Heiligung gehen wir aber nur, wenn wir lernen im Geist seines geliebten Sohnes zu wandeln.
Das bedeutet, dass wir lernen dürfen aus der Liebe des Vaters heraus zu leben und nicht aus der Schuld, der Scham und der Verurteilung, die aus dem Gesetz kommt.22 Die Liebe ist da, wenn wir kritisierbar sind. Liebe ist da, wenn wir schuldig sind, beschämt, Fehler gemacht und sogar gesündigt haben. Die Liebe ist nicht nur dann da, wenn alles glattläuft. Darum öffne dein eigenes Herz, damit du für dich die Liebe Gottes empfangen kannst, wenn du sie am meisten benötigst. Du darfst deine Schwächen umarmen.

Wenn Gott mir mit offenen Armen begegnet, dann muss er meine Schwächen annehmen. Meine Schwachheit und die Sünden in meinem Leben sind nun mal da. Warum sollte ich sie vor ihm verbergen? Die Wahrheit macht mich nie schlechter, als ich bin! Gott sieht mich doch bereits so, wie ich bin, mit all meinen Mängeln und ja, mit all meinen Sünden. Aber weil Gott mich bedingungslos liebt und Jesus für mich gestorben ist, besonders für all die Momente und Zeiten, die am dunkelsten waren,23 darf ich mir mit derselben Liebe begegnen. Die Schwere meine Verfehlungen und Anzahl meiner Fehler und Schwächen können Christi Opfer und Liebestat nicht ungeschehen machen. Gott hat mich e und je geliebt und so auch dich!24
Ich darf mich lieben, wie Gott mich liebt. Und meine Liebe zu mir, welche auf Gottes Liebe zu mir gegründet ist, möchte ich an andere weitergeben, indem ich jene Liebe, die ich für mich empfangen habe, in Freiheit mit anderen teile.
Zu unseren Schwächen und Nöten zu stehen, ist besonders in den Gemeinden und in der Missionsarbeit wichtig. Wenn wir ein Bild versuchen zu verkörpern, welches perfekte Menschen darstellen soll, dann wird die Enttäuschung und die Gebrochenheit nur umso größer. Aber wenn wir unsere Gottesbeziehung und unseren Glauben an Jesus authentisch, also menschlich leben, dann können sich andere mit uns identifizieren und Gott kann seine Kraft und Herrlichkeit offenbaren. Denn in Jesus Christus wird der Mensch als geheiligt und gerecht vor Gott hingestellt25 und damit wird jeder, der den Glauben an Jesus hat, durch die Herrlichkeit und Gnade Gottes, die das Evangelium verkörpert, vollkommen gemacht.26
Lass Gottes Liebe ihr vollkommenes Werk in deinem Herzen vollbringen. Die Liebe kann dich nicht zu mehr Fehlern bringen oder dich zu mehr Sünde verführen. Das ist eine Lüge, die der Satan in die Herzen leistungsorientierter und gesetzlicher Christen gepflanzt hat. Gott ist Licht und in ihm ist keine Dunkelheit.27Die Liebe ermöglicht es dir, Freiheit von Sünde zu erfahren und Zufriedenheit inmitten deiner Unvollkommenheit. Gott möchte glückliche Kinder. Wenn wir echtes Glück erleben wollen, dann müssen wir unserem Herzen das geben, was es braucht und das ist bedingungslose Liebe inmitten unserer Sünden, Schwächen und Fehler. Denn diese Dinge, auf die wir Christen gerne verzichten wollen, werden unser ganzes Leben ein Teil unseres menschlichen Daseins sein. Sogar Paulus kannte es genau das zu tun, was er nicht tun will! Wie befreiend ist es doch zu wissen, dass Gott bereits einen verherrlichten Körper und eine vollkommene, befreite und erlöste Seele zugesagt hat.28 Christus in uns ist die Hoffnung auf die Herrlichkeit.29 Wir können Christus jetzt schon anziehen und seine Liebe tiefer erleben,30 denn die Liebe, die Gott zu Jesus hat,31 wurde auch in unser Herz durch den Heiligen Geist ausgeschüttet.32 Die Vollkommenheit der Herrlichkeit und der Fülle Gottes in unserem eigenen Herz wird kommen, wenn wir ihn von Angesicht zu Angesicht sehen werden.33 Hier auf Erden haben wir die Frucht der Heiligung und dies ist ein lebenslanger Prozess.34
So lasst uns freundlich und geduldig mit uns selbst und miteinander umgehen, denn Gott ist das auch. Lass die Liebe Christi, die Liebe deines Vaters im Himmel, ihr vollkommenes Werk in deinem eigenen Herzen haben. Wandel in dem Geist, den du nicht durch Leistung oder Gesetzeswerke empfangen hast, sondern durch den Glauben an den, der sein Leben für dich gegeben hat.35 In dem Geist seiner Liebe zu du dir kannst du nicht sündigen, denn die Früchte dessen sind alle gut und vollkommen.36
Biblische Verweise zum Nachschlagen und zum Meditieren:
1 2.Korinther 12:9-10
2 2.Korinther 12:1-6
3 Apostelgeschichte 19:12
4 1.Korinther 4:7
5 1.Korinther 13
6 1.Johannes 4:16
7 Hebräer 7:11-28
8 Hebräer 4:16
9 2.Korinther 5:18-19
10 Römer 7:1-6
11 Römer 8:1
12 Römer 3:23
13 Lukas 7:34
14 Johannes 2:1-12
15 Matthäus 12:1
16 Johannes 21:1-14
17 Matthäus 22:37-39
18 Römer 6:1
19 Johannes 5:24
20 2.Timotheus 2:20
21 Römer 2:17-29
22 Römer 7:7-10
23 Römer 5:6-8
24 Jeremia 31:3
25 1.Korinther 1:26-31
26 Kolosser 1:13-29
27 1.Johannes 1:5
28 1.Korinther 15:50-58
29 Kolosser 1:27
30 Epheser 3:14-21
31 Johannes 17:22-26
32 Römer 5:5
33 1.Johannes 3:2
34 Römer 6:17-23
35 Galater 3:1-9
36 Galater 5:22-25