Christus in dir
Wenn du die vorherigen Impulse zum Thema Identität gelesen hast, dann wirst du bereits ein Gespür dafür haben, wer du in Christus Jesus bist. Hier möchte ich dir noch einen tieferen Einblick geben, wovon der „inwendige Mensch“ in dir geprägt ist.1 Wenn du an Jesus Christus glaubst, dann hat Gott den Geist seines Sohnes in dein Herz gesandt2 und dich damit versiegelt.3 Du bist wiedergeboren aus dem Willen Gottes, durch Jesus Christus, welcher der Samen für das ewige Leben ist.4
Manche Menschen haben ein sehr religiöses Bild von Jesus Christus. Wenn wir uns auch so manch ein Gemälde anschauen, auf dem er mit einem Heiligenschein, einer Taube oder mit erhobenen Fingern abgebildet ist, dann dürfen wir in dieser Symbolik viel Gutes erkennen, aber das entsprach nicht seinem tatsächlichen Erscheinungsbild. Jesus lief nicht mit erhobenen Fingern herum, mit einem Heiligenschein oder mit einer besonders frommen Ausstrahlung. Er hatte kein besonderes Gewand an, wie die Pharisäer und Sadduzäer in der damaligen Zeit. Sein Erscheinungsbild nach dem Fleisch war zutiefst menschlich, trotz seiner göttlichen und ewigen Natur.
Theologisch müssen wir Jesus Christus im Fleisch als Sohn der Maria von dem Jesus Christus unterscheiden, der seit Grundlegung der Welt in einem verherrlichten Zustand bei dem Vater war und bei der Auferstehung erneut verherrlicht wurde.5 Im Fleisch hatte Jesus Christus Knechtsgestalt angenommen, weil er der Vergänglichkeit und der Bedürftigkeit des Körpers genauso unterworfen war, wie auch wir.6 Er kam nicht in majestätischer Pracht, sondern in der Gestalt des Menschensohns, obwohl er gleichzeitig auch der Sohn Gottes war und ist.7

Deshalb möchte ich auch zwei Perspektiven beschreiben, wer wir in Jesus Christus sind. Die Perspektive in unserem derzeitigen Zelt, sprich in unserem vergänglichen Leib und in unserem Fleisch.8 Und die Perspektive des verherrlichten Zustands, bei dem jeder von den Gläubigen nach der Auferstehung einen unvergänglichen Körper empfängt9 und dem Herrn der Herrlichkeit gleich gestaltet sein wird.10
Diese beiden Perspektiven sind nützlich, weil wir wie Jesus Christus Anteil haben werden an der ganzen Gottesfülle. Aber die Fülle Gottes steht schon jetzt für uns bereit.11 Es ist nicht so, dass unser der Vater etwas aus dem Schatz seiner Liebe und Güte vorenthalten würde.12 Den verherrlichten Körper werden wir erst noch empfangen.13 Das ist die Perspektive unseres verherrlichten Zustands in Christus.14 Die Fülle des Geistes aber lebt bereits in uns, weil Gott selbst in unserem Herzen Wohnung genommen hat.15 Wenn Gott in uns lebt und das tut er durch den Geist, mit dem er uns versiegelt und wiedergeboren hat, dann haben wir Anteil an der ganzen Fülle Gottes!
Dennoch erkennen wir den geistlichen Kampf, der in uns tobt. Das Fleisch kämpft nämlich gegen den Geist an, sodass wir sowohl das eine, als auch das andere in uns wahrnehmen.16 Wir können den Begierden des Fleisches folgen, die unser Leben und das Leben anderer nicht bereichern, sondern das Gegenteil bewirken, oder dem Willen des Geistes.
Die Frucht des Geistes ist Liebe, Freude, Friede, Langmut, Freundlichkeit, Güte, Treue, Sanftmut und Selbstbeherrschung.17 In diesem Geist wandelte Jesus, obwohl er im Fleisch unter uns war. So dürfen auch wir, die wir in Jesus Christus sind, nach dem neuen Menschen im Geist wandeln.18 Denn im Geist haben wir unser ewiges Leben. Im Geist der Gotteskindschaft und nicht im Fleisch unserer Fremdlingsschaft.19 Unser Fleisch ist aufgrund des Sündenfalls nach den Dingen ausgerichtet, die keine Verbindung mit der Liebe des himmlischen Vaters haben. Deshalb existieren Diebstahl, Mord, Neid, Eifersucht, Ehebruch, Unzucht, Lästerung, Hass, Ungerechtigkeit, Krieg und jede Art der Lieblosigkeit.
Diese Dinge werden im Reich Gottes nicht mehr existieren.20 Deshalb sagte Jesus auch, dass Fleisch und Blut das Reich Gottes nicht erben können.21 Dennoch lebte er selbst im Fleisch und mit Blut ein Leben, welches Gottes Herrlichkeit nicht verfehlte, da er ohne Sünde lebte. Wir aber waren der Sünde unterworfen, aufgrund der fehlenden Beziehung zum Schöpfer und aufgrund des Geistes, der in uns noch nicht wohnte.22Um uns aus der Gefangenschaft des Fleisches und der Sünde zu befreien, sandte Gott Jesus Christus im Fleisch, der unsere Sünden trug und diese am Kreuz verurteilte.23 Unser Fleisch ist mit Jesus Christus gestorben, damit wir nun im Geist für Gott leben.24

Das soll nicht zu einem leistungsorientierten Lebensstil beitragen, sondern diesen viel mehr unterbinden. Für Gott zu leben, bedeutet nicht einem werksorientierten und religiösen Lebensstil nachzueifern. Es geht darum im Geist seines geliebten Sohnes zu wandeln, denn Jesus Christus selbst lebte weder werksorientiert noch mit einem religiösen Eifer.
Doch er kannte die Liebe und den Willen des Vaters und er folgte ihm. So dürfen auch wir auf Gottes Willen in unserem Leben hören und die „Werke“ des Fleisches ablegen. Darum ermutigen die Apostel auch immer wieder die Gemeinden, dass die so leben sollen, wie auch Jesus gelebt hat.25 Das drückt sich eben nicht in Streitigkeiten, Eifersucht, Neid, Habsucht, Ehebruch oder in einer anderen Form der Ungerechtigkeit aus, sondern in der Liebe! Wer liebt, der erfüllt das Gesetz, sagte Paulus.26
Gott möchte, dass seine Kinder in der Liebe des Vaters wandeln und die Liebe des Vaters ist eine andere als die Liebe zur Welt.27 Die Liebe zur Welt verkörpert Ungerechtigkeit und Leid. Manche Christen glauben, dass wir unser Leben auf der Erde nicht genießen dürfen, aber das meinte Johannes nicht, als er sagte, dass die Liebe zur Welt nicht dem Willen Gottes entspricht. Es ging ihm viel mehr darum, dass die sündhaften Begierden, die in dieser Welt sind, mit der Liebe des Vaters nichts zu tun haben, da sie nicht von der Herrlichkeit Gottes geprägt sind.
Paulus sagte: Jeder Mensch verfehlt die Herrlichkeit Gottes und hat gesündigt.28 Ich finde das so interessant, wie er unser sündiges Verhalten mit der Herrlichkeit Gottes in Verbindung bringt. Jesus selbst hat für seine Jünger und für die Menschen, die zum Glauben an ihn kommen, gebetet, dass sie eins mit ihm seien, und die Herrlichkeit und Liebe erleben, die Jesus selbst bei dem Vater hatte.29
Es war also nicht der religiöse oder der leistungsorientierte Eifer, durch den Jesus ein sündloses Leben führte, sondern die Herrlichkeit und Liebe des himmlischen Vaters, die in ihm wohnte! Es war die ungestörte Beziehung zum Vater, die es ermöglichte, ein Leben zu führen ganz in der Herrlichkeit Gottes. So dürfen auch wir Anteil haben an der Fülle Gottes, weil Gott selbst durch seinen Geist in uns das bewirkt, wodurch wir unsere Sünden überwinden können.
Das beschreibt die Bibel auch als den Prozess der Heiligung. Dies geschieht nicht durch besondere menschliche Anstrengung, sondern durch die persönliche Hingabe an Gottes Liebe und Gnade. Es beinhaltet ein Gehorsam, der nicht leistungsorientiert, sondern beziehungsorientiert ist. Die Bibel verwendet den Begriff „Glaubensgehorsam“. Denn durch den Glauben an Jesus empfangen wir die Sohnschaft und durch den Glauben an Gottes gutem und vollkommenen Willen treten wir in Beziehung zu ihm. Deshalb warnte Paulus auch die Galater davor, zurück in ein leistungsorientiertes und werksorientiertes Leben zu gehen, denn dort werden wir unsere Sünden nicht überwinden und nicht die herrliche Freiheit der Kinder Gottes erfahren.30 Es ist die persönliche Beziehung zum Vater, die uns durch Jesus Christus im Geist ermöglicht wurde, welche uns dabei hilft unsere Sünden zu überwinden und Freiheit zu erfahren.
Heiligung ist ein Prozess! Das sage ich, weil ich mich selbst früher in meinem religiösen Eifer und in meinem Drang mich zu perfektionieren und zu optimieren sehr unter Druck setzte. Diese Dinge verhinderten eher, dass ich in mehr Freiheit leben kann, anstatt mich in meinem Prozess der Heiligung zu fördern. Deshalb möchte ich dich ermutigen, dich ehrlich zu reflektieren und dich deinen Sünden zu stellen. Jeder von uns hat Sünde. Doch jeder von uns hat auch einen Fürsprecher,31 der uns ermöglicht Schritte in die richtige Richtung zu gehen, ohne uns von Schuld und Scham den Tag versauen zu lassen.
Gott hat uns freigesprochen von aller Schuld und uns durch den Glauben gerechtfertigt.32 Er hat uns geheiligt durch das Blut seines Sohnes33 und so dürfen wir lernen in dem neuen Menschen zu wandeln, der bereits vollkommen ist, und zwar ohne Druck. Der Prozess der Heiligung ist herausfordernd und manchmal auch schmerzhaft, weil wir es mit unseren Wunden, Schwächen und Lebenslügen zu tun haben, aber dieser Prozess sollte nicht von religiösem Ballast geprägt sein. Jesus kam schließlich, um uns zu erquicken und ein sanftes Joch und eine leichte Last zu geben!34
Wer bist du nun in Jesus Christus? Lass mich an der Stelle ein paar Fragen aufstellen. Sind wir in Christus der Sünde unterworfen? Beneiden wir und streiten wir in Christus? Identifizieren wir uns in ihm mit Minderwert und mit einem schlechten Selbstbild? Sind wir in ihm abhängig von Drogen, Esssucht, Pornografie oder anderen Dingen, die uns gefangen nehmen und unser Leben negativ beeinflussen? Besteht in Christus eine Abhängigkeit von der Meinung anderer und haben wir in ihm Angst vor Ablehnung oder Kritik? Sind wir in Christus leistungsorientiert und beziehungsunfähig? Machen wir uns in Christus ständig Sorgen, können wir in ihm nicht zur Ruhe kommen und das Leben nicht genießen? Sind wir in Christus getrennt von der Liebe des Vaters, sodass wir seine Gegenwart nicht spüren können? Sind wir in Christus allein, einsam und depressiv? Existierten in Christus kein Friede, keine Freude und keine Zufriedenheit? Sind wir in Christus unglücklich?
Die Antwort kennst du. Sie liegt tief in dir drinnen, weil Gott dich in Christus sieht und weil er den Geist seines Sohnes in dein Herz gelegt hat, der deinem Geist Zeugnis gibt. Du bist zur Freiheit berufen. Du bist dazu berufen, ein Leben in der Liebe zu führen und das Leben und den Segen, den Gott uns schenkt, zu genießen. Es ist ein Leben in Fülle.35

Ich weiß nicht, ob du perfektionistische Züge hast und dich oft unter Druck setzt. Wenn wir unser Spiegelbild in Christus vor Augen gemalt bekommen, dann kann es passieren, dass wir uns minderwertig oder nicht gut genug fühlen, sodass wir nicht den Mut haben, Schritte der Veränderung zu gehen. Aber du bist nicht minderwertig in Christus! Du bist auch im Fleisch nicht minderwertig, weil Christus für dich gestorben ist, als dir der Geist Gottes und die Kindschaft noch gefehlt haben. Als wir gottlose Sünder und den Begierden des Fleisches unterworfen waren, wurden wir bereits vollkommen geliebt.36 Du bist schon jetzt gut genug und du bist es wert geliebt zu werden, selbst dann, wenn du die Herrlichkeit Gottes komplett verfehlst und wenn du in manchen Dingen nie vollkommene Freiheit erleben wirst!
Du darfst dich bergen in der Liebe des Vaters. Selbst wenn du wie beim Gleichnis des verlorenen Sohnes alles verbockt und Schuld und Scham auf dich geladen hast, so musst du nicht versuchen, dich selbst reinzuwaschen. Gehe mit deiner Schuld und mit deiner Scham zum Vater und lass dich von ihm umarmen.37
Nachfolge ist ein Lebensstil, der von ständigem Hinfallen und Aufstehen geprägt ist. Und wenn wir mal länger liegen bleiben, dann fängt uns Gottes Gnade trotzdem auf. Und für die Menschen, die unter uns mit Depressionen kämpfen, sage ich sogar, dass Gottes Gnade dich auch dann auffängt, wenn du gar nicht mehr aufstehst! Dort, wo die Sünden zunehmen, wird Gottes Gnade überreich.38
So nimm dies als eine Ermutigung mit! Gott hat dich zur Freiheit berufen und zu einem Leben in Fülle.39 Stelle dich dem, was dich davon abhält, die herrliche Freiheit in Christus schon heute zu erfahren und das Licht in dieser Welt zu sein, das Gott bereits in dir hineingelegt hat.40 Lass dich auf den Heilungsprozess deiner Identität und deiner Seele ein. Letzten Endes wirst du, wenn du deinen himmlischen Vater von Angesicht zu Angesicht sehen wirst, vollkommene Widerherstellung und Freiheit erleben. Dein Erbe ist sicher! Weil wir solch eine Hoffnung auf unser zukünftiges Leben im Reich unseres himmlischen Vaters haben dürfen, können wir auch schon heute seinem Himmelreich in uns Raum schenken und von dem Leben kosten, welches auf uns wartet.
In Christus Jesus sind wir Gott ähnlich. In Christus Jesus verkörpern wir die Herrlichkeit unseres himmlischen Vaters in vollen Zügen, weil seine Liebe uns ganzheitlich erfüllt. In diesem Leben spüren wir, wie wir immer wieder hin und hergerissen werden. Denn das Fleisch begehrt gegen den Geist, sodass wir nicht das tun, was wir wollen. Dennoch ist es wahr, dass der zweite Adam, Christus in uns, die Hoffnung auf die Herrlichkeit verkörpert und bereits in uns lebt! Von der Herrlichkeit, in der wir eines Tages leben werden, dürfen wir uns schon heute ermutigen lassen, damit wir schon heute jene Liebe, jene Freiheit und jene Freude erleben, die Gott für uns bereithält. |
Biblische Verweise zum Nachschlagen und zum Meditieren:
1 Epheser 3:16
2 Galater 4:4-7
3 2.Korinther 1:21-22
4 1.Petrus 1:23
5 Johannes 17:1-5
6 Matthäus 4:1-4
7 Philipper 2:5-7
8 2.Korinther 5:1-5
9 1.Korinther 15:50-57
10 Römer 8:29
11 Epheser 3:19
12 Römer 8:32
13 Römer 8:23-24
14 Römer 8:30
15 Johannes 14:23
16 Galater 5:17
17 Galater 5:22-23
18 Epheser 4:24
19 Römer 8:15-17
20 1.Korinther 6:9-11
21 Johannes 3:1-7
22 Römer 7:14
23 1.Petrus 2:24-25
24 Römer 8:1-4
25 1.Johannes 2:6
26 Römer 13:8-10
27 1.Johannes 2:15-17
28 Römer 3:23
29 Johannes 17:21-26
30 Galater 3
31 1.Johannes 2:1-2
32 Römer 8:30-31
33 Hebräer 10:10
34 Matthäus 11:28-30
35 Johannes 10:10
36 Römer 5:6-10
37 Lukas 15:11-32
38 Römer 5:20
39 Galater 5:1
40 Matthäus 5:13-16