Selbstliebe beginnt, wenn das Vergleichen endet
Kennst du die Bilder auf den Social-Media-Plattformen wie Instagram und Co? Sehen diese nicht oft unglaublich gut aus? Ist das nicht beneidenswert, so ein perfektes und schönes Leben zu haben?
Im Internet findet heutzutage teilweise mehr soziale Aktivität statt als im realen Leben. Das Internet ist jedoch kein genauer Spiegel von dem, was im Leben der anderen wirklich abgeht. Social Media liefert nur das, was wir sehen dürfen und was wir sehen sollen. Würdest du die Tage mit anderen Menschen im Internet teilen, an denen du fix und fertig bist? Würdest du dich der Welt an den Tagen und Zeiten präsentieren, an denen du am meisten zu kämpfen hast? Wenn Misserfolg, Leid, Krankheit, Depression, Ängste, Unsicherheiten, Selbstzweifel und Not deinen Frieden und deine Freude rauben?
Ich habe früher vor einigen Jahren, als ich noch stärker Fitness betrieben habe, selbst einen Instagram Account mit knapp 1000 Abonnenten gehabt, auf dem ich regelmäßig Beiträge hochgeladen habe. Einige Bilder sahen nicht schlecht aus, wenn ich sie mir heute anschaue. Ich wäre froh, wenn ich heute noch einen solchen Körper hätte, wie damals. Doch damals habe ich mich mehr kritisiert als das wertgeschätzt, was ich durch regelmäßiges Training und gezielter Ernährung erreichen konnte. Nun Fakt ist, dass ich für jedes auf Instagram hochgeladene Bild, mindestens 50, wenn nicht 100 Bilder machen musste, bei denen ich die verschiedensten Winkel und unterschiedlichsten Filter ausprobierte, bis ich mich endlich für eines entscheiden konnte, dass die Öffentlichkeit sehen darf. Ich teilte der Welt also nur jene Facette meines Lebens mit, die am besten aussah und bei der ich bei mir selbst das Gefühl hatte, dass dies gut genug und „sehenswert“ sei!

Ich wollte keine Bilder hochladen, mit denen ich schlecht, dick, außer Form oder unproportional aussah. Das Problem war nur, dass das bei 95 % der anderen Bilder der Fall war! Mein Körper ist unproportional, unsymmetrisch, hat Hautrisse, manchmal Pickel, und manchmal sieht man auch kein Sixpack. (Heute noch weniger als damals.) Was glaubst du, wie es bei den Leuten ist, die wirklich einen Traumkörper haben oder ein Traumhaus?
Ich denke, dass selbst jene, die einen wirklich wunderschönen und athletischen Körper haben, nur ihre Schokoladenseite posten, auch wenn fast alle Bilder von ihnen unglaublich gut aussehen. Denn jeder Mensch hat mit einem Minderwert in seinem Leben zu kämpfen, da durch den Sündenfall der Mensch nicht mit dem Wert aufwachsen konnte, den Gott für ihn bestimmt hat.1
Natürlich können wir uns durch andere motivieren und uns anspornen lassen, doch ein Vergleich sorgt immer dafür, dass wir unter dem anderen stehen oder der andere unter uns steht. Gott möchte, dass wir Menschen uns auf Augenhöhe begegnen, denn er selbst begegnet uns auf Augenhöhe2 und ihm kommt wirklich niemand gleich!3
Jeder von uns hat Gaben und Talente, manchmal entdecken wir Gemeinsamkeiten und manchmal auch Unterschiede. Es ist wundervoll, dass wir alle unseren eigenen Fingerabdruck haben, weil es zeigt, dass jeder durch seine Einzigartigkeit kostbar ist. Warum soll ich mich also nach einem anderen Fingerabdruck sehnen, wenn ich der Einzige bin, der diesen Fingerabdruck hat? Du darfst deinen Fingerabdruck lieben lernen und die Selbstliebe fängt dort an, wo du aufhörst, dich mit anderen zu vergleichen! Es wird immer Leute geben, die etwas besser können, besser aussehen, mehr Geld auf dem Konto besitzen oder ein schöneres Lächeln haben. Aber es wird auch immer welche geben, bei denen es andersherum ist, weil wir etwas besser können oder besser aussehen. Der Vergleich mit anderen ist immer unangemessen, weil es die Individualität und die derzeitige Lebensphase des Einzelnen ignoriert und das in den Mittelpunkt stellt, wo ein Oben-Unten Verhältnis entsteht.
In Wahrheit hat jeder Mensch Probleme. Jeder Mensch benötigt Nähe, Wertschätzung, Anerkennung und Liebe! Jeder von uns hat Löcher, die er versucht zu stopfen. Jeder von uns hat in irgendeiner Form ein gebrochenes Herz und benötigt die heilsame Kraft und die erlösende Liebe Gottes!
Wenn wir einander beneiden, weil es Dinge gibt, in denen andere gesegneter aussehen als wir, dann überhöhen wir das Gute im Leben des anderen und erniedrigen das Gute in unserem eigenen Leben. Und wir vergessen die Herausforderungen, die der andere in seinem Leben bereits hatte und erkennen auch nicht den Prozess, der dafür sehr wahrscheinlich nötig war, bis der andere dort stand, wo er heute ist!
Kein Musiker oder Athlet steht heute da, weil er vor 2 Wochen angefangen hat zu trainieren. Das ist harte Arbeit und ein andauerndes Investment. Und vieles von dem könnte auch anderen Menschen gelingen, wenn sie genauso so viel investieren.
Ich würde mich aktuell nicht trauen vom 10 Meter Turm ein Rückwärtssalto zu machen. Das liegt vielleicht daran, weil ich als Teenager ohne Übung mal von einem 3 Meter Sprungbrett ein Rückwärtssalto probiert habe und voll auf den Rücken ins Wasser geknallt bin. Dennoch weiß ich, dass mit viel Übung das nicht unmöglich ist. Darum möchte ich auch jene nicht beneiden, die ein Rückwärtssalto oder sogar einen Doppelten Rückwärtssalto vom 10 Meter Turm schaffen, weil ich weiß, dass da viel Übung drinsteckt und üben kann jeder.
Ich glaube schwierig wird es dann für uns, wenn wir glauben, dass jemand einfach besser dran ist, weil er bevorzugt wird und nichts für seine Position tun musste, in der er heute ist. Ich spreche hier nicht unbedingt über Menschen, die ein Millionen schweres Unternehmen oder Vermögen erben, sondern auch darüber, wenn Menschen scheinbar bessere Karten haben als andere.
Es gibt Menschen, die ohne Arme und Beine geboren werden oder die von Geburt an eingeschränkt sind in ihrem Lebensstil. Es gibt auch Menschen, die durch schwere Schicksalsschläge ein vollkommen anderes Leben führen müssen. Gerade dann wird es schwierig für uns, unseren eigenen Fingerabdruck lieben zu lernen und nicht mit Unzufriedenheit auf sich selbst zu blicken. Gerade dann fordert es uns heraus, auch in unserer Beziehung zu Gott, uns selbst nicht im Licht des Benachteiligten zu sehen, sondern im Geliebten.4Doch wir alle würden davon profitieren und seelische Heilung erfahren, wenn wir der Liebe, die Gott für uns jetzt in diesem Moment hat, auch den Raum in unserem eigenen Herzen geben würden.
Möchtest du nicht mal in den Spiegel schauen, dir ein Lächeln geben und dir ins Gesicht sagen, dass du heute gut aussiehst? Möchtest du dir nicht mal in die Augen schauen und dir sagen, dass du wunderbar gemacht und absolut liebenswert bist?5 Du bist ein Wunsch, den Gott sich selbst erfüllt hat! Unsere Seele würde so etwas sehr gerne hören und fühlen können. Du und ich, wir können uns dafür positionieren, unserer Seele auch das zu geben. Die Selbstliebe macht es möglich.

Auch als Christen sind wir nicht losgelöst vom Vergleichen untereinander. Ich habe auch schon jene Christen beneidet, die dort stehen, wo ich gerne wäre, oder bestimmte Charaktereigenschaften haben, die ich gerne hätte. Ich bin ein sehr verkopfter Mensch. Neben meinem rationalen Wesen bin ich auch sensibel, aber dennoch würde ich mir bei manchen Dingen auch mehr Emotionalität wünschen. Zum Beispiel beim Lobpreis. Ich habe Christen immer beneidet, die beim Lobpreis die Hände in die Luft strecken und sich einfach von Gott umgeben fühlen. Ich erlebe Gott manchmal auch im Lobpreis. Manchmal muss ich weinen, wie ein kleines Baby, aber die meisten Erfahrungen mache ich dann eher im Gebet und in der Zweisamkeit mit ihm, wie zum Beispiel beim Spazieren gehen in der Natur oder beim Bibel lesen. Doch auch hier ist das Vergleichen völlig fehl am Platz!
Gott hat jeden von uns wunderbar und einzigartig geschaffen. Jeder von seinen Kindern hat er begabt und reich beschenkt. Wir dürfen anfangen, das zu entdecken und mit diesen Dingen das Leben zu gestalten. Auch wenn mein rationales Wesen so manch ein Defizit beim Emotionalen aufweist, so ist der Verstand eine Stärke von mir, die ich für das gute benutzen kann. Es ist ein Geschenk, die Gabe zu haben, diese Texte schreiben zu dürfen, über Gott und das Leben tiefgründig nachzusinnen, ihn und seine Liebe zu erforschen und über die Facetten seines Königreiches nachzudenken. Auch wenn gerade dieser Tiefgang meines rationalen Wesens vielleicht ein Hindernis dafür sein kann, im Lobpreis mich einfach fallen zu lassen und in die Gegenwart Gottes einzutauchen, so hat dieser auch unglaublich gute Seiten.
Ich kenne Menschen, bei denen es genau anders ist. Lobpreis ist für sie alles, weil sie dort Gott feiern können, seine Liebe hautnah erleben und einfach einen großartigen Zugang zu ihm haben. Die Bibel oder die Theologie ist für manche von ihnen aber eher eine schwere Kost. Es ist eher mühselig und anstrengend sich tiefgründiger mit dem Erlösungswerk Christi zu beschäftigen, als dass es ihnen echte Freude bereitet. Auch das darf so sein, weil der Leib Christi viele Glieder hat und die Hand nicht so sein kann, wie der Fuß oder wie das Auge!6
Warum soll ich meine linke Hand mit meinem linken Fuß vergleichen oder meine Augen mit meinen Ohren? Das ergibt doch keinen Sinn, oder? Nun, genauso verhält es sich auch mit dem Leib Christi. Nicht jeder ist dafür gemacht, vorne an der Kanzel zu stehen und zu predigen. Nicht jeder ist ein Missionar. Nicht jeder kann in Zungen reden oder weissagen, doch wir alle sind Teil eines Leibes und Kinder des Höchsten.7 Wir alle sind in einem geistlichen Prozess zu dem Menschen zu werden, den Gott in uns sieht.
Du darfst dich als Individuum schätzen und lieben lernen! Stelle dein Gegenüber, die Menschen im Internet oder in deinem Umfeld nicht über dich und auch nicht unter dir. Du hast Stärken und Eigenheiten an dir, mit denen du für andere ein Segen bist!8
Aufgrund des Sündenfalls hat jeder Mensch mit einem Minderwert zu kämpfen. Die einen mehr, die anderen weniger, dennoch betrifft es uns alle. Doch durch Jesus Christus können wir Heilung und Veränderung erfahren, denn in seinem Reich hat Minderwert in unseren Herzen keinen Raum. Warum im Minderwert verharren, wenn Gott uns davon befreien und uns zu selbstbewussten und mündigen Menschen machen möchte? Warum den Lügen des Satans glauben, wenn unser inwendiger Mensch keinen Minderwert kennt? Du und ich werden die Ewigkeit ohne Minderwert bei Gott im Paradies verbringen. Christus lebt schon jetzt in unseren Herzen,9 durch den Heiligen Geist, mit dem Gott uns versiegelt hat.10 So lasst uns auch in diesem Geist der Liebe und der Wahrheit wandeln und Freiheit vom Minderwert erfahren, sodass wir lernen, uns selbst zu lieben und anderen Menschen auf Augenhöhe zu begegnen.
Biblische Verweise zum Nachschlagen und zum Meditieren:
1 Kolosser 1:26-27
2 Johannes 1:1-14
3 Hiob 38:1-41
4 Jeremia 31:3
5 Psalm 139
6 1.Korinther 12
7 1.Korinther 12:29-31
8 1.Mose 12:2
9 Epheser 3:16-19
10 Epheser 1:14-14